Werkstattgespräch: Ernst Pinkert und die Völkerschauen im Leipziger Zoo. Zum Umgang mit deutscher Kolonialgeschichte.

Wann

Dienstag - 17.01.2023
19:00 Uhr  

Wo

Zeitgeschichtliches Forum
Grimmaische Straße 6, Leipzig

Rollstuhlgerecht? Unbekannt
Details

Vortrag und Gespräch mit Mareike Peldschus (Studentin, Universität Leipzig)
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig

„Exotische Menschen“ zur Schau zu stellen, gehörte im ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den Hauptattraktionen vieler deutscher Zoos. Gewaltsam verschleppte, außereuropäische Menschengruppen, die in eigens eingerichteten Kulissen ihre vermeintliche Kultur und ihren Lebensstil vorführen mussten, zogen ein Massenpublikum an.

Erst seit wenigen Jahren gibt es Forderungen an die deutschen Zoos, sich mit ihrer kolonialen Vergangenheit und in diesem Zusammenhang mit den „Völkerschauen“ auseinanderzusetzen und über diese öffentlich aufzuklären. Dabei stehen in Deutschland vor allem der Hamburger Tierpark Hagenbeck sowie der Berliner Zoo im Fokus, doch auch gegenüber dem Leipziger Zoo und dessen Gründer Ernst Pinkert mehrt sich Kritik. Vereine wie die AG Postkolonial Leipzig sehen Pinkert als „kolonialen Täter“ an, der durch die Ausstellungen außereuropäischer Menschengruppen auf dem Gelände des Leipziger Zoos finanziellen Profit erwirtschaftete. Aus diesem Grund fordern sie die Umbenennung der Ernst-Pinkert-Straße, wie auch der nach ihm benannten Schule in Leipzig. Weiterhin wird eine Aufarbeitung und öffentliche Auseinandersetzung seitens der Zoodirektion gefordert. Gleichzeitig steht die Fortführung kolonialer Stereotypen im aktuellen Veranstaltungsprogramm in der Kritik.

Ausgangspunkt für die Initiative zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes in Deutschland war 2019 ein gleichnamiger Antrag von Bündnis 90/Die Grünen an den Deutschen Bundestag. „Deutschlands koloniale Fremdherrschaft […] ist ein verdrängtes Kapitel seiner Geschichte, [das] in der offiziellen Erinnerungskultur der Bundesrepublik bisher kaum Berücksichtigung fand,“ heißt es in dem Antrag. Die Fraktion reagierte damit auf eine Debatte, die in der Gesellschaft bereits seit einigen Jahren geführt wird.

Mareike Peldschus stellt im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ihre Erkenntnisse zu den „Völkerschauen“ im Leipziger Zoo vor, ordnet sie in den Gesamtzusammenhang deutscher Kolonialgeschichte und auch der aktuellen Aufarbeitungsdiskurse ein.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte“. Einmal im Quartal geben Studierende und Absolventinnen bzw. Absolventen des Historischen Seminars der Universität Leipzig im Forum live Einblicke in ihre Forschungsprojekte. Besucherinnen und Besuchern eröffnet die Reihe neue Perspektiven auf die universitäre Forschung und lädt zum Mitdiskutieren ein.

Mareike Peldschus ist in Potsdam geboren und aufgewachsen. Sie zog nach dem Abitur 2017 nach Leipzig, um ein Lehramtsstudium für die Fächer Englisch und Geschichte aufzunehmen. Ende 2022 schloss sie ihr Studium ab und verfasste im Rahmen ihres ersten Staatsexamens eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Thema: „Ernst Pinkert und die Völkerschauen im Leipziger Zoo – Zum Umgang mit deutscher Kolonialgeschichte“. 2023 wird sie ein Referendariat in Potsdam aufnehmen.

Link zur Veranstaltung: https://www.hdg.de/zeitgeschichtliches-forum

Eintritt: frei

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