„Ohne Herrschaft – An-archie“ – Gustav Landauers kommunitärer Anarchismus

Wann

Donnerstag - 26.11.2020
19:00 - 21:00  

Wo

Pöge-Haus e.V.
Hedwigstraße 20, Leipzig

Rollstuhlgerecht? Unbekannt
Details

Update:

ACHTUNG!
Die Veranstaltung kann leider nur in stark veränderter Form stattfinden aufgrund den aktuellen politischen Entscheidungen bezüglich der Corona-Seuche.
Die Anmeldedaten:
https://uni-jena-de.zoom.us/j/98322426317
Meeting ID: 983 2242 6317
Passcode: 896300

Input und Diskussion zum kommunitärem Anarchismus in Anschluss an Landauer
mit Jonathan Eibisch

Im Rahmen unseres Lektüre-Workshops zu Gustav Landauer schauen wir uns
unter anderem sein Verständnis von Sozialismus, Geschichte, Revolution,
Utopie, Gemeinschaft und Gesellschaftstransformation an und diskutieren sie kritisch. Doch wie konkreter können wir Landauers Konzeption eines kommunitären Anarchismus für heutige Ansätze zu radikalen emanzipatorischen Veränderungen fruchtbar machen? Inwiefern können verschiedene Kommuneprojekte tatsächlich libertär-sozialistische Räume gemeinschaftlichen Lebens und Experimentierens sein und werden? Von welchen reaktionären Gemeinschaftsformen gilt es sie hingegen abzugrenzen und wie gelingt dies? Nach einem Input werden wir diese Fragen gemeinsam diskutieren.
Grund der Änderung: Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Mensch –
Geschichte – Revolution“ hatten wir Siegbert Wolf eingeladen bei uns zum
kommunitären Anarchismus zu sprechen. Er ist der Herausgeber der
Gesamtausgabe von Landauers Schriften und hat sich so intensiv wie kein anderer mit seinem Werk beschäftigt. Leider, aber auch
verständlicherweise, hat Siegbert Wolf für einen virtuellen Vortrag
abgesagt und wir schauen, ob wir eine Veranstaltung mit ihm zu einem
anderen Zeitpunkt nachholen können.
Informationen zur genauen Teilnahme an der virtuellen Ersatzveranstaltung folgen in Kürze.

Ende Update

Teil der Veranstaltungsreihe zu Gustav Landauer im Herbst Mensch – Geschichte – Revolution Zur Aktualität des kommunitären Anarchismus Gustav Landauers

Erinnert werden soll – anlässlich von dessen 150. Geburtstag – an den Anarchisten und Initiator zahlreicher libertärer Projekte Gustav Landauer (1870-1919), dessen Leben maßgeblich von den Werten der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit bestimmt war. Als Literaturkritiker, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner und Essayist, als libertärer Sozialist und jüdischer Kulturphilosoph, genoss Gustav Landauer hohes Ansehen. Er agierte als Anti-Politiker, Sprach- und Kulturkritiker sowie Initiator zahlreicher libertärer Projekte. Er legte als erster eine umfangreiche Übersetzung der mittelhochdeutschen Predigten des Mystikers Meister Eckhart vor (1903) und wirkte mit am Hauptwerk Beiträge zu einer Kritik der Sprache (1901/02) seines langjährigen Freundes, des Sprachphilosophen und Theaterkritikers Fritz Mauthner (1849-1923). Aus dieser Kooperation entstand die Schrift Skepsis und Mystik (1903), die zusammen mit der geschichtsphilosophischen Monographie Die Revolution (1907) und dem programmatischen Aufruf zum Sozialismus (1911) für das Verständnis von Landauers Denken und Handeln grundlegend ist. Was ihn vor allem antrieb, betraf die Unzufriedenheit mit der autoritären wilhelminischen Gesellschaft und die Suche nach einer menschlichen Gemeinschaft freier und gleichberechtigter Menschen in einer dezentralen und föderal vernetzten Welt. Auf sämtlichen Betätigungsfeldern wird diese Sehnsucht nach einem selbstbestimmten, frei vereinbarten Miteinander deutlich: Sowohl in dem von ihm 1908 gegründeten Sozialistischen Bund als auch in seiner Rezeption der Dramen Shakespeares sowie der Französischen Revolution von 1789, in seinen zahlreichen Vorträgen zur Literaturgeschichte ebenso wie etwa in seiner Sprachkritik oder in seinem Engagement für eine Regeneration des Judentums, seinem Antimilitarismus und seiner Mitwirkung an den revolutionären Ereignissen 1918/19. Seine ausformulierte Konzeption eines libertären und föderativen Sozialismus – Stichwort: kommunitärer Anarchismus –, zielt auf eine herrschaftsfreie Gesellschaft gleichberechtigter und selbstverantwortlicher Menschen in einer dezentral und föderal vernetzten Welt. Das exemplarische Beginnen hier und heute ist dabei für Landauer zentral, um zu einer wirklich freien und gleichberechtigten Gesellschaft zu gelangen: „Verhältnisse sind das Verhalten der Menschen; und die Bedingung der Anarchie ist für mich die Überzeugung, dass jeder Mensch die Möglichkeit in sich trägt, sein Verhalten zu ändern, solange er lebt.“ Während der Revolution von 1918/19 engagierte sich Gustav Landauer von München aus für eine freiheitliche Umgestaltung der Gesellschaft. Unablässig warb er für ein föderatives und dezentrales Rätesystem. Während der ersten bayerischen Räterepublik im April 1919 agierte er als „Volksbeauftragter für Volksaufklärung“. Anfang Mai 1919 wurde er im Zuge der Niederschlagung der Revolution brutal ermordet.

Siegbert Wolf (Frankfurt a. M.), promovierter Historiker und Publizist, ist seit 2008 Herausgeber der Gustav Landauer-Werkausgabe im Verlag Edition AV (Bodenburg/Nds.) (bislang insgesamt 17 Bände erschienen).

 

Link zur Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/2776565309298882/

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