Details
In Ihrem Vortrag wird Fruzsina Müller ihren Fokus auf die Zeit des Nationalsozialismus legen, als Hans Beusch in seiner Funktion als Leiter des Gesundheitsamtes mit im Vorstand des Diakonissenhauses saß. Während der Recherchen zu ihrem Buch wurde deutlich, dass bisher noch keine historischen Aufarbeitungen zur Rolle von Beusch oder generell zum Leipziger Gesundheitsamt im NS existieren. Dabei war Beusch ein enger Verbündeter von Carl Friedrich Goerdeler, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig von 1930 bis 1937, der heute als konservativer Widerstandskämpfer gegen den NS erinnert wird. Hans Beusch war kein NSDAP-Mitglied, seine Reform des städtischen Gesundheitssystems in Leipzig galt allerdings als mustergültig für die nationalsozialistische Umstrukturierung des Gesundheitswesens. Außerdem entwickelte er die sogenannte Erbgesundheitskartei, die später überall im Deutschen Reich eingesetzt wurde. Neben Beusch, spielten auch andere Akteur:innen eine Rolle im nationalsozialistischen Gesundheitssystem der Stadt. Ärzte des Diakonissenhauses „betreuten“ beispielsweise auch Zwangsarbeiter:innen der Metallguss GmbH, eine Diakonisse assistierte bei Zwangssterilisierungen im Rochlitzer Stadtkrankenhaus und das Diakonissenhaus übernahm die ärztliche und pflegerische Versorgung im enteigneten ehemaligen Israelitischen Krankenhaus (Eitingon-Stiftung). Diese bisher unbekannten Details der Leipziger Stadtgeschichte werden bei der Buchvorstellung schwerpunktmäßig thematisiert. Anschließend soll diskutiert werden, wie diese Puzzlestücke zu einer umfassenderen Geschichte des Leipziger Gesundheitssystems im Nationalsozialismus erweitert werden könnten.
https://riebeckstraße63.de/
Ort: Café im Haus der Demokratie Leipzig, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig
Freier Eintritt, barrierefreier Zugang
Link zur Veranstaltung: https://riebeckstrasse63.de/veranstaltungen/
Veranstaltende Gruppe: Initiative Riebeckstraße 63
Sprache des Events: deutsch
Eintritt: frei
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