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Seminar/Workshop ab 10:00uhr zur anmeldung bitte eine Mail an infoladen@conne-island.de
Spätestens sobald das Ende des Studiums naht und die berufliche Karriere an Fahrt aufnimmt, endet für die meisten kommunistischen und revolutionären Militanten der Gegenwart die Karriere in jener obskuren Szene, die sich selbst als letztes Residuum antagonistischen Denkens und Handelns versteht. Der Bruch mit der Geschichte als Ausdruck eines einzigen Leidens, die die kommunistische Gesinnung der Militanten versprach, wird zum Bruch mit der eigenen Geschichte. Allein eine Veränderung der Konstellation des Alltagslebens scheint zu genügen, um einen Frieden mit der bestehenden Ordnung zu schließen – und die eigene vormals felsenfeste Überzeugung zu peripheren Stimmen der eigenen Vergangenheit werden zu lassen. Ausgebend von dieser Beobachtung soll das Verhältnis oder der Beziehung zwischen der eigenen politischen Überzeugung und der Totalität eines Alltagslebens, dass zumeist nur wenig mit jener Utopie zu tun hat, die die politische Überzeugung verspricht, erforscht werden. Indem diese Forschung dem richtigem Leben gilt, agiert sich auf dem Feld der Moral. Diese, obgleich durch den historischen Materialismus des kleinbürgerlichen Subjektivismus überführt und durch die objektive Tendenz der Geschichte ersetzt, führt ein seltsames Nachleben in der Erfahrungswelt der Revolutionäre. Nicht als intellektuelle Spielerei, sondern in ihere wirkliche Zerrissenheit als Revolutionäre, sehen sich diese früher oder später mit Varianten ebendieser Frage konfrontiert: Warum wurden und warum bleiben wir Revolutionäre? Sind wir es überhaupt schon und was ist revolutionäres Handeln? Woher stammt die Begierde nach revolutionärem Handeln und wohin verschiebt sie sich? Zahlreiche Umwege von der antike christliche Philosophie über Arthur Koestlers‘ „Sonnenfinsternis“ bis zur Psychoanalyse Jacques Lacans abschreitend, soll das Verhältnis von Moral und revolutionärem Handeln gemeinsam vermessen und vor allem kontrovers diskutiert werden. Dabei soll die These entwickelt werden, dass revolutionäres Handeln sich im Spiel der Begehren der Einzelnen verwirklicht.