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Vortrag und Gespräch mit Alexander Rode (Promovend, Universität Leipzig)
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig
Leipzig verfolgte in der Zeit des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus eine besonders repressive Politik gegenüber Menschen, die bettelten, vagabundierten oder mittellos wanderten. Zu diesem Ergebnis kommt Alexander Rode in seiner Dissertation, die er gerade am Historischen Seminar der Universität Leipzig fertigstellt. Wie er zu dieser Einschätzung gelangt und warum nicht-sesshafte Menschen stigmatisiert und diskriminiert wurden, darüber berichtet Rode in der Reihe „Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte“ im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
Schon seit der frühen Neuzeit hatte im politischen und öffentlichen Raum die Behauptung Konjunktur, Vagabunden und Landstreicherinnen, „asoziale“ Wandernde, Bettlerinnen und Bettler seien aufgrund ihres Drangs zur Bewegung nicht in der Lage, ein geregeltes, das heißt sesshaftes Leben zu führen. Arbeitslosigkeit, einen angeblichen Unwillen zur geregelten Arbeit, Faulheit, oft auch Krankheit und Kriminalität schrieb man diesen Menschen zu.
Teil des Forschungsansatzes Rodes ist es, nach den Ursachen für die genannten negativen Zuschreibungen zu suchen. Gründe findet er vor allem in diskriminierenden Strukturen, einer restriktiven Armen- und Sozialpolitik und in Vorurteilen, die in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet waren. Rode räumt dabei auch mit dem Klischee auf, diese Form der Diskriminierung sei originär dem Nationalsozialismus zuzuschreiben. Vielmehr zeichnet er eine lange Tradition diskriminierender Praktiken in lokalen Behörden, wie Polizei-, Gesundheits- und Fürsorgeämtern sowie bei Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft nach.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte. Einmal im Quartal geben Studierende und Absolventinnen bzw. Absolventen des Historischen Seminars der Universität Leipzig im Forum live Einblicke in ihre Forschungsprojekte. Besucherinnen und Besuchern eröffnet die Reihe neue Perspektiven auf die universitäre Forschung und lädt zum Mitdiskutieren ein.
Alexander Rode, geboren in Magdeburg, lebt und arbeitet in Leipzig. Er studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Leipzig und schließt aktuell seine Promotion zum Thema „Die Bewegung der Anderen. Prekäre Mobilität im 19. und 20. Jahrhundert in Sachsen und Leipzig“ ab. Rode forscht zur Leipziger Lokalgeschichte, insbesondere zur Verfolgung und zum gesellschaftlichen Ausschluss von Sinti, Roma und so genannten „Asozialen“. Dabei legt er einen besonderen Fokus auf die Kontinuitäten zwischen der Zeit des deutschen Kaiserreichs und des Nationalsozialismus.
Link zur Veranstaltung: https://www.hdg.de/zeitgeschichtliches-forum/veranstaltungen
Eintritt: frei
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