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„Die Syndikalisten sind der Meinung, daß politische Parteien, welchem Ideenkreis sie auch angehören, niemals imstande sind, den sozialistischen Aufbau durchführen zu können, sondern daß diese Arbeit nur von den wirtschaftlichen Kampforganisationen der Arbeiter geleistet werden kann. Aus diesem Grunde erblicken sie in der Gewerkschaft keineswegs ein vorübergehendes Produkt der kapitalistischen Gesellschaft, sondern die Keimzelle der zukünftigen sozialistischen Wirtschaftsorganisation […] Als Gegner jeder staatlichen Organisation verwerfen die Syndikalisten die sogenannte Eroberung der politischen Macht, und sehen vielmehr in der radikalen Beseitigung jeder politischen Macht die erste Vorbedingung zu einer wahrhaft sozialistischen Gesellschaftsordnung.“
Rudolf Rocker 1919
In unserer Coffee Break am Freitag wollen wir unsere Beschäftigung mit dem Anarchismus als politischer Strömung fortsetzen. Diesmal wird es etwas konkreter – wir wollen mit euch über den Anarchosyndikalismus und die FAU reden. Ebenso wie Berkmann in seinem ABC des Anarchismus von letzter Woche betonen die Anarchosyndikalisten ihren Gegensatz zum Bolschewismus: Sie wollen durch den Aufbau von Massengewerkschaften im hier und jetzt Organisationen aufbauen, die den Staat ab einer gewissen Größe sprengen und so die Vorbedingung für eine sozialistische Gesellschaft schaffen, in der die Gewerkschaften das soziale und ökonomische Leben regeln.
Die Zeit, in der sich 1977 die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) gründet, also die späten Sechziger- und die Siebzigerjahre sind eine Zeit, in der der Anarchosyndikalismus im Zuge der Neuen Linken neuen Aufwind bekommt. Die trotzkistische Spartakist-Arbeiterpartei-Deutschlands adressierte dieses Phänomen damals so:
„Genau das, was fehlte, um die französischen Arbeiter vom Generalstreik zur Machtübernahme zu führen, war eine revolutionäre politische Organisation – eine Avantgardepartei. Aber die Neue Linke zog die Schlussfolgerung, dass der spontane Lokalismus revolutionär und alle zentralisierten Parteien konterrevolutionär sind. Die Verherrlichung der Spontaneität passte zu den klassischen Vorurteilen der Neuen Linken, „das eigene Ding zu machen“, und Varianten des Syndikalismus wurden die Form, unter der sich die Radikalen der Neuen Linken der Arbeiterklasse zuwandten.“
Spartacist 1970
Wir wollen am Freitag mit euch über diese beiden Perspektiven auf den Anarchosyndikalismus reden: Was hat es mit der Spontaneität und der Avantgardepartei auf sich? Findet sich die Emphase auf die Spontaneität nicht auch in manchen marxistischen Strömungen? Warum schreiben die Spartakisten, dass die zentralisierten Gewerkschaften ein Fortschritt waren, obwohl sie sie selbst für bürokratisch und stalinistisch halten?
Zur Diskussion empfehlen wir folgende Lektüre:
• https://www.anarchismus.at/texte-anarchosyndikalismus/anarchosyndikalistische-theorie/725-rudolf-rocker-prinzipienerklaerung-des-syndikalismus-auszug
• http://www.bolshevik.org/history/Other/Syndicalism%20%20Lenninism.html
Bis Freitag !
Link zur Veranstaltung: https://platypus1917.org/
Veranstaltende Gruppe: Platypus Affiliated Society
Eintritt: kein Eintritt
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