„Ein Sammelbecken feindlich eingestellter Personen.“ Fußballfanclubs der BSG Chemie Leipzig zwischen Kriminalisierung und Selbstbehauptung in der DDR

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„Ein Sammelbecken feindlich eingestellter Personen.“ Fußballfanclubs der BSG Chemie Leipzig zwischen Kriminalisierung und Selbstbehauptung in der DDR

Vortrag und Gespräch mit Tizian Glaser (Student am Historischen Seminar der Universität Leipzig)
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig

In der DDR der 1980er Jahre boten Fußballstadien einen besonderen Raum, sagt Tizian Glaser, der sich wissenschaftlich mit der Fankultur jener Zeit befasst hat. Hier hätten vor allem Jugendliche gesellschaftliche Grenzen austesten und sich abseits der sozialistischen Normen entfalten können. Ein bemerkenswertes Phänomen in diesem Kontext war das Entstehen unabhängiger Fanclubs, die sich außerhalb staatlicher Kontrolle organisierten. Diese Gruppen zeichneten sich durch Nonkonformität aus und gerieten daher ins Visier der Sicherheitsbehörden, die sie kriminalisierten.

Tizian Glaser hat diese Prozesse untersucht und stellt seine Ergebnisse im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zur Diskussion. Er wertet die Fanclubs nicht als explizit politisierte Gruppen, sieht sie jedoch als typisches Phänomen einer Ju-gendkultur, die sich zunehmend vom SED-Staat distanzierte. Glasers Einschätzung nach trugen sie ihren Teil zum Ende der DDR bei.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte“. Regelmäßig stellen Studierende und Absolventinnen beziehungsweise Absolventen des Historischen Seminars der Universität Leipzig ihre Forschungsprojekte außerhalb des akademischen Raums zur Diskussion. Besucherinnen und Besuchern eröffnet die Reihe neue Perspektiven auf die universitäre Forschung und lädt zum Mitdiskutieren ein.
Tizian Glaser hat seine Bachelorarbeit an der Universität Leipzig über Fanclubs der BSG Chemie Leipzig zu Beginn der 1980er Jahre geschrieben. Kürzlich begann er ein Masterstudium in Datenjournalismus und arbeitet als freier Mitarbeiter beim Mitteldeutschen Rundfunk. Er ist seit Kindheitstagen Fußballfan. Dabei hat ihn das bunte Treiben auf den Tribünen häufig mehr gereizt als das eigentliche Spiel auf dem Rasen. So kam er auch zum Thema seiner Abschlussarbeit.