Vortrag: Gender – Aufstieg eines umkämpften Schlüsselbegriffs

Wann

Donnerstag - 24.10.2024
19:00 - 20:30  

Wo

MONAliesA
Bernhard-Göring-Straße 152, Leipzig, 04277

Rollstuhlgerecht? Ja
Details

„Gender“ ist längst ein ebenso gängiger wie umkämpfter Begriff. Nahezu unbekannt ist jedoch die Geschichte der Schlüsselvokabel. Historisches Bewusstsein kann allerdings das Verständnis für die aktuellen Konflikte um „gender“ schärfen und dabei helfen, durch die Emotionalität der Debatten zu navigieren. Relevant erscheint es außerdem, weil reaktionäre Angriffe gegen „gender“ oft mit falschen Geschichtsnarrativen arbeiten. Die Veranstaltung lädt daher dazu ein, anhand der Begriffsgeschichte von „gender“ einen historischen Blick auf Fragen der Gegenwart einzunehmen.
Dafür beleuchtet der Vortrag, wie die Auseinandersetzungen um „gender“ ca. 1970 im US-amerikanischen akademischen Feminismus begannen und zunächst innerhalb der Women’s Studies Fahrt aufnahmen. Der Vortrag bietet einen Überblick über die wichtigen intellektuellen wie institutionellen Rahmenbedingung der frühen Gender-Forschung, stellt die ersten feministischen Gender-Theorien vor und zeichnet nach, wie sich der Gender-Begriff im Laufe der 1970er und 1980er Jahre innerhalb der USA verbreitete. Die Theorieangebote differenzierten sich aus, konkurrierten miteinander und die Widerstände gegen die neue Leitkategorie wuchsen. Im innerfeministischen Streit um „gender“ festigten sich dabei nicht nur Zerwürfnisse um das feministische Selbstverständnis – beispielsweise um die Inklusion von Trans*Frauen. Die feministischen Fehden stellten zudem Weichen für die breiteren, globalen gesellschaftspolitischen Diskussionen um „gender“ seit den 1990er Jahren.
Anhand von „gender“ thematisiert der Vortag daher einen Ausschnitt der ambivalenten Vorgeschichte unserer Gegenwart: Einerseits veränderten feministische Konzepte in den letzten fünfzig Jahren tatsächlich das allgemeine Bewusstsein zu Geschlechterrollen, -Beziehungen und -Gerechtigkeit. Andererseits traf dieser Wandel von Beginn an auf erhebliche Gegenkräfte, sodass um „gender“ verschiedene neue Bruchlinien innerhalb der
Gesellschaft entstanden.

Antonia Wegner ist Geschichtswissenschaftlerin und promoviert am Institut für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Freiburg. Zum referierten Thema erschien im Sammelband “Sexualitäten und Geschlechter. Historische Perspektiven im Wandel” im transcript Verlag ein Artikel von ihr.

Link zur Veranstaltung: https://monaliesa.de/veranstaltungen

Sprache des Events: d

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