One Dimensional Love: Polyamorie – Ausdruck fortschreitender Verdinglichung oder eine neue „Problemlösungsinstanz“?

Wann

Mittwoch - 08.05.2024
19:00 - 21:00  

Wo

Kulturraum D74
Demmeringstraße 74, Leipzig

Rollstuhlgerecht? Nein
Details
Zunächst wird der Status quo des Liebens und Begehrens unter postmoderner Vergesellschaftung analysiert. Dabei wird der Gegenstand aus soziologischer und gesellschaftstheoretischer Perspektive beleuchtet und die strukturellen Veränderungen und Dynamiken seit den ausgehenden 70ern in den Fokus gerückt, welche auf eine Schnelllebigkeit und Fluidität im Zwischenmenschlichen deuten. Begibt man sich in den zeitgenössischen Diskurs zu Liebe, Partnerschaft und Sexualität, lassen sich eine Vielzahl an Autoren und Autorinnen ausmachen, die eine zunehmende Flüchtigkeit und das Schwinden der Legitimationsbasis der romantischen Monogamie diagnostizieren. Ob Eva Illouz, Hartmut Rosa, Niklas Luhmann, Ulrich Bröckling: Von unterschiedlichsten Theorietraditionen ausgehend diagnostiziert die Soziologie eine zunehmende Bindungslosigkeit. Hierbei beschäftigen sich die Autoren und Autorinnen nicht selten mit dem Ende von klaren und eindeutigen Liebesbeziehungen im Zeitalter der neosexuellen Revolution. Soziologen und Soziologinnen wie Volkmar Sigusch, Zygmunt Bauman oder Eva Illouz analysieren hierbei eine zunehmende Bindungslosigkeit und fragen mitunter, Warum Liebe endet bzw. warum man es mit einer Liquid Love zu tun habe. Sie machen hierfür das neoliberale Gebot der Autonomie zum Angelpunkt ihrer Kritiken und betrachten kritisch die Verdinglichung des Privaten, Intimen und Sexuellen.
Hinsichtlich der Polyamorie stellt sich hierbei die Frage: Sind Phänomen und Aufkommen Ausdruck dieser Verdinglichung oder bietet die Polyamorie mitunter eine Chance für eine Beziehungsform, die sich dieser Fluidität widersetzt, da zwischenmenschliche Bedürfnisse nach Freiheit und Sicherheit neu austariert werden?
Zum Referenten:
Mathias Beschorner ist Historiker und freier Autor. Er schreibt für die Versorgerin, das Soziologiemagazin und das Distanz-Magazin. Er lebt in Leipzig und referiert zu den Themen Postwachstumsideologie und Polyamorie. In seiner Masterarbeit hat er sich aus historischer und soziologischer Perspektive mit alternativen Beziehungsformen auseinandergesetzt.
Dieser Vortrag ist Teil 1 von 6 der Reihe „Meinungsmache Nummer 2“.

Veranstaltende Gruppe: Initiative MEW

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